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Supply-Chain-Management

12. April 2022

Supply-Chain-Management / Lieferkettenproblem

Supply-Chain-Management / Lieferkettenproblem
© gemeinfrei / Pixabay

Lieferkettenprobleme meistern mit Hilfe von Distributoren

Quelle: www.elektronikpraxis.vogel.de 4/2022
von Margit Kuther, Elektronik Praxis

Lieferketten sind oft verschlungen. Distri­butoren verfolgen das Ziel, ihre Kun­den von der Idee über die Marktreife ihres Pro­dukts und darüber hinaus zu unterstützen.

Die Entwicklung von einer Nischentechnologie zur Massen­tech­no­lo­gie mit weltweit hohen Wachstumsraten hat die Photovoltaik in den letzten 20 Jahren durchlaufen. Knapp 26 Giga­watt PV-Leistung, so viel wie noch nie, wurden 2021 in Europa in Betrieb genommen. Um jedoch die neugesteckten Klimaziele der Bun­des­regierung für 2030 zu erreichen – und langfristig unabhängig von Energielieferungen aus Russland zu werden – müssen noch viele PV-Anlangen geschaffen und in Betrieb ge­nom­men werden.

Dabei ist zu beachten, dass die Gewinnung von PV-Energie nur mit hochverfügbaren und zuverlässig funktionierenden Systemen er­fol­gen kann. Gleichzeitig sind die An­la­gen extre­men Klima­be­din­gun­gen, wie Temperatur­schwan­kun­gen, starken Regen­güssen, heftigen Winden und im Winter Schneelasten aus­ge­setzt. Auch Kor­ro­sion – und immer häufiger Saharasand – setzt den Anlagen zu.

In PV-Anlagen steckt hochwertige Elektronik, etwa in Wechsel­rich­tern als Voraus­set­zung zur Strom­um­wand­lung, in Strom­spei­cher­sys­te­men, lokalen Verteilernetzwerken und intelli­gen­ten Stromzählern. Dabei ist beispielsweise die Auswahl der Schutzgeräte sowie der Schalt-, und Messgeräte entscheidend für einen sicheren Betrieb. Je nach Modultyp – monokristallin, polykristallin oder Dünnschicht – unterschiedet sich der Nennstrom und der maximal zulässige Rück­strom und somit müs­sen die Schutzgeräte unterschiedlichen An­for­de­rungen genügen.

Bei Lebensdauern von 25 Jahren und darüber hinaus sind langlebige Komponenten und deren sorgfältige Auswahl unabdingbar. Zu­dem müssen zahlreiche Normen ein­ge­hal­ten werden, die den sicheren Aufbau und Betrieb regeln, beispielsweise die Er­rich­ter­normen DIN VD 0100-712 und IEC 60364-7-712.

Den Überblick wahren

PV-Module und Inverter sind hochwertige elektronische Kompo­nen­ten, die teilweise sehr empfindlich auf Überspannungen reagieren. Überspannungsschutzgeräte be­gren­zen, wenn sie korrekt dimen­sio­niert und installiert wer­den, auftretende Span­nungsspitzen und ge­währ­leisten damit die Sicherheit und dauer­hafte Verfüg­bar­keit der PV-Anlage. Sie können bei einer Vielzahl von Herstellern bezogen werden, dabei gibt es unzählige Bauteile mit ähnlichen Eigen­schaf­ten. Für ein kleines oder mittel­stän­di­sches Unternehmen kann es eine Herausforderung sein, hier den Überblick zu behalten und die geeignete Komponente aus­zu­wählen – nicht nur in Hinsicht auf Preis und Spezifikation; entscheidend sind auch die Lauf­zeit der Kompo­nen­ten und Ab­kün­di­gungs­zei­ten.

Hier kommen die Distributoren ins Spiel: Sie beraten und unterstüt­zen die Einkäufer und Entwickler herstellerunabhängig bei der Aus­wahl der technologisch und kom­mer­ziell optimalen Komponenten unter Berücksich­ti­gung der speziellen An­wen­dung und entspre­chen­der Vorgaben und Normen. Vorteilhaft ist in diesem Zusammen­hang, dass Distributoren dann nur Hersteller mit industrietauglichen Pro­duk­ten – etwa hin­sicht­lich der Langzeitver­füg­bar­keit - empfehlen.

Unterstützung während des gesamten Produktlebenszyklus

Aber die Bauteile-Distributoren können noch viel mehr. Auf Wunsch leisten sie Unter­stüt­zung bei jedem Schritt des kompletten Pro­dukt­le­benszyklus. Das kann bei den Machbar­keits­überlegungen eines Neuprodukts bzw. dem Redesign eines beste­hen­den Produkts an­fan­gen. Auch die anschließende Vorent­wick­lung mit der Beratung zu geeigneten Bau­ele­men­ten und eventuellen Alternativen sowie der Einhaltung der Umwelt-Regularien ge­hö­ren dazu.

Gerade der letzte Punkt ist sehr wichtig, denn die Kunden über­neh­men für ihr End­pro­dukt die volle Produktverantwortung und müssen die Konformitätsbewertung eigen­ver­ant­wort­lich durchführen (Stich­wort: Produktüber­prü­fung durch die Markt­auf­sichts­be­hörden). Auch bei dieser Aufgabe kann ein Distributor mit Rat und Tat zur Seite stehen. Indem sich die Mitglieder des FBDi-Verbands regelmäßig in Competence-Teams zu Themen aus Umwelt, EU-Verordnungen & Compliance, Circular Eco­nomy, LKSG (Lieferketten­sorgfalts­pflich­ten­gesetz) und Logistik treffen und austauschen, halten sie ihr Know-How zu diesen komplexen Themenkreisen auf aktuellem Stand.

Spagat zwischen schnelllebiger Halbleiterindustrie und langlebigen PV-Modulen meistern

Bei der Umsetzung der Idee in die Vorserie stehen die Abschätzung bzw. die Opti­mie­rung der Stückkosten, die Mengenerwartung und vor allem die Beschaffung sowie Verfügbarkeit der Bauteile im Fo­kus. Hier gilt es, den Spagat zwischen der schnell­le­bigen Halb­leiter­in­dus­trie und den langlebigen PV-Modulen zu meis­tern. Gerade die letzten Jahre – mit Bau­teile­verknappung, Covid-19, Natur­katas­tro­phen und politischen Unsicherheiten – zeigten, wie an­fäl­lig die weltweite Lieferkette ist. Liefereng­pässe können dazu führen, dass sich Markt­ein­füh­rungen verzögern, und finanzielle Ver­luste, Kunden­un­zu­frie­den­heit und im schlimmsten Fall Geschäftsausfall nach sich ziehen.

Das macht eine effektive Sourcing-Strategie mit einem Netzwerk aus Lieferanten und der Materialvorrat an sich zum K.O.-Faktor. Spe­ziell in Zeiten von Lieferengpässen und Bau­teile­ver­knappung, kann es für Firmen schwie­rig sein, direkt an Material zu ge­lan­gen, da sie sind bei den Herstellern nicht sichtbar sind. Distributoren können diese Visi­bili­tät her­stel­len beziehungsweise steigern.

Ent­schei­dend dabei ist es, den Kompo­nen­ten­be­darf auf Dauer zu planen, denn dann ist es im Bedarfsfall einfacher, einen bestehenden Forecast zu erhöhen und 10 bis 30 % mehr Komponenten zu erhalten. Denn auch bei Lie­fer­engpässen werden Kunden mit Grund­rau­schen schneller bedient als solche, die nur unregelmäßig und unplanbar große Mengen be­stel­len.

Von der Serienproduktion bis zur Marktreife

Auch bei der Überführung in die Serien­pro­duk­tion ist der Distributor ein wertvoller Partner: Er erarbeitet mit dem Kunden Lo­gis­tik­kon­zep­te und stellt die Liefersicherheit her, kümmert sich um das Liefer­ket­ten­manage­ment und bietet individuellste Lösungen ent­spre­chend den spezifischen Aufgaben­stel­lungen.

Hat das Produkt – egal ob Wechselrichter für die PV-Anlage, Strom­spei­cher, Strom­zähler, Anlagenüberwachung - die Marktreife er­reicht, endet der Support durch den Distributor noch lange nicht. Meldungen zum End of Life (EOL) einer Komponente ermöglichen dem Her­stel­ler eine letzte Bestellung (Last Time Buy), um aus­rei­chend Bauteile für künftige Fertigungen zu bevorraten.

Da elektronische Komponenten allerdings auch während der La­ge­rung altern und nicht jeder Kunde ausreichend Lagerkapazitäten und entsprechende Technologien zur Ver­fü­gung hat, kann auch hier der Distributor seinen Kunden z.B. eine Lang­zeit­la­ge­rung der ab­ge­kün­dig­ten im Zuge des Last-Time-Buy für ihn beschafften Kompo­nen­ten anbieten.

Hier schließt sich der Zyklus, wenn nach ei­nigen Jahren ein Redesign oder Ergänzung der PV-Anlagen mit weiteren Features (etwa mit Stromspeichermodulen) erfolgt. Auch hier braucht es Expertise, um die passenden Lö­sungen umzusetzen – und schon geht es wieder um die Idee bzw. das Redesign. Und Arbeit wartet genügend: Dem Markt­po­ten­zial in Europa wird bis 2025 ein zweistelliges Wachs­tum vorhergesagt, oder in Zah­len aus­ge­drückt im mittleren Durchschnitt knapp 330 Gigawatt installierte Leistung.

Mittler zwischen Hersteller und Kunde

Das Geschäftsmodell der Bauelemente Dis­tri­bu­toren hat sich in den letzten 25 Jahren enorm gewandelt. Logistik ist sicherlich noch im­mer ein essentieller Punkt in der Wert­schöp­fungs­ket­te, aber Distri­bu­toren werden immer mehr zu Mehrfachspezialisten, die durch eine oft mehrstufige Betreuung ihren Kunden bei allen Fragen kom­pe­ten­te An­sprech­part­ner und damit wertvolle Unter­stüt­zung liefern können.

Diese ist umso fokussierter und wertvoller, je besser sich die beiden Partner kennen und über ihre besondere Markterfordernisse aus­ge­tauscht haben. Der Distributor verschafft dem Kunden einen Über­blick und kann ihn selbst bei den relevanten Halb­lei­ter­her­stel­lern sichtbar machen - ein nicht zu unter­schät­zen­der Vorteil nicht nur für zukünftige Projekte.

Als Mittler zwischen beiden Welten leisten Distributoren darüber hinaus für die Halbl­ei­ter­hersteller einen wesentlichen Beitrag zur Neu-Produkt-Einführung (NPI) in der Breite. Heute sind sie die vo­raus­schau­en­den Mehr­fach­spe­zia­listen mit breitestem Ser­vice­an­ge­bot über den kompletten Life-Cycle, von Kom­po­nenten und Verfüg­bar­keit, EoL, Trace­ability, Logistik bis hin zu an­zu­wen­den­de Com­pliance-Regularien.

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