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Fachfrauen an die Spitze

23. Oktober 2024

Electronica Ahead – Alles und jeder auf einmal
Georg Steinberger, Vorstandsvorsitzender des FBDi e.V.

Beim Thema Fachkräfte­man­gel sind sich viele Ex­per­ten einig:

In wenigen Jahren wird uns dieser ge­wal­tig in den Hin­tern treten. In einer kom­plexen Ge­sell­schaft wie Deutsch­land ist jeder feh­len­de Ingenieur oder Tech­niker die An­sage zu Wohl­stands­verlust.

Merken Sie was? Ich habe nicht ge­gen­dert bzw. habe die weib­liche Form aus­ge­lassen. Der Grund ist nicht, dass ich bei diesem Fett­napf-ver­minten Thema neue Fein­de ge­winnen, son­dern auf den Um­stand hin­wei­sen wollte, dass es viel zu we­nige Frauen in en­tschei­den­den Be­rufen un­serer In­dus­trie gibt.

Ich erspare mir die Fettnäpfe und Ihnen das He­run­ter­beten alt­be­kannter Ver­säum­nisse in der Ge­sell­schaft, nur so viel: Das muss sich ändern. Die Vo­raus­set­zungen könnten besser nicht sein: Es gibt ge­nauso viele Frauen wie Männer, sie sind gleich intel­li­gent und wenn ich mich der­zeit in der Welt um­schaue, würde ich sogar sagen, sie werden es bes­ser machen als der männ­liche Teil der Welt­be­völ­kerung. Allein das zu sagen, birgt schon die Gefahr der Ba­na­li­tät, denn das Geschlecht sollte keine Rolle spielen, wenn es da­rum geht, mit­tels In­no­va­tion die Welt nach­hal­ti­ger zu ge­stal­ten. Tut es aber.

Wenn 50 % aller Hoch­schul­ab­sol­ven­ten Frauen sind, warum lan­den dann so wenige In­ge­nieu­rin­nen, Be­triebs­wir­tin­nen, Mar­ke­ting-Spe­zia­lis­tinnen in den Ma­nage­ment- und Vor­stands­etagen füh­ren­der Unter­neh­men?

Natürlich kennt jeder von Ihnen eine Vor­stän­din, Mar­ke­ting-Chefin etc., aber die Sta­tis­tik lügt nicht. Die Organisation Women in Elec­tro­nics, ge­grün­det 2017, zeigt die Realität für die USA: 59 % aller College Ab­sol­venten sind Frauen, sie stellen 48 % der Work­force, be­set­zen aber nur 33 % der Ma­na­ge­ment­po­si­tionen, 21 % der C-Level Roll­en und nur 8 % der For­tune 500 CEOs.

Das hat nichts mit der Qualifikation oder dem man­geln­den Durch­set­zungs­ver­mögen zu tun, sondern mit der Tat­sache, dass sie gegen einen mäch­tigen Feind an­tre­ten: struk­tu­rellen Sexis­mus. Dass die Si­tua­tion in USA besser ist als viel­leicht anders­wo, könnte even­tuell mit dem Rechts­sys­tem zu tun haben (mangelnde Diver­sity kann man teuer ein­klagen). Dass die Si­tu­a­tion in Deutsch­land wahr­schein­lich schlech­ter ist, passt zum der­zei­tigen deut­schen Ge­samt­kunst­werk.

Dabei ist die Benachteiligung von Frauen nicht nur un­ge­recht (siehe Gehalts­un­ter­schiede), sie ist auch wirts­chaftl­ich fahr­läs­sig, gerade in Zeiten des Fach­frauen­man­gels.

Ich habe bisher nie­man­den ge­funden, der mir sagen kann, wie wir die Ex­pe­rtin­nen-Lücke allein in unserer Indus­trie schlie­ßen wollen, ohne das natür­lichs­te In­stru­ment der Welt an­zu­wenden: gleich­be­rech­tigte För­derung. Na­tür­lich geht die Auf­lö­sung des »Chauvi«-Rück­staus nicht von heute auf mor­gen. Aber ir­gend­wann müsste mal damit be­gon­nen werden, jungen Frauen die Karriere als In­ge­nieu­rin, Tech­ni­kerin, De­sig­nerin leich­ter zu machen.

Dankenswerter­weise gibt es Orga­ni­sa­tio­nen wie Women in Electronics, die sich zum Ziel ge­setzt haben, etwas an der Mi­se­re zu ändern. Women in Electronics setzt dabei nicht auf kon­fron­ta­tive Me­tho­den, son­dern auf Men­to­ren, Zu­sam­men­ar­beit und Wei­ter­bildung.

Netzwerken für eine bessere Zukunft

Auf der Electronica können Sie die Ge­le­gen­heit wahr­neh­men, die Prota­go­nis­tinnen der Or­ga­ni­sation kennen­zu­lernen und Ver­ständ­nis dafür zu ent­wickeln, was noch alles zu tun ist. Es gibt mittler­weile sogar ein deutsches Chap­ter. Bei Be­darf ver­mit­telt unser Ver­band gern die ent­spre­chenden Kon­takte.

Kleine Anmerkung zum Schluss: Liebe Männer, Ihr seid die idea­len Ment­oren, um für eine sys­te­ma­tisch gleiche För­derung und Chan­cen­er­mög­li­chung zu sorgen und die noch rie­sigen Lücken schlie­ßen zu helfen.

© Bildmaterial, G. Steinberger

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