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Transformation der Halbleiterindustrie

December 04, 2023

Navigieren im Halbleiter-Dschungel

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Brian Wilken, VP Strategic Planning Avnet in EMEA

Ein zentrales Glied in der Supply Chain von elektronischen Bau­ele­men­ten ist die Distri­bution. Dabei um­fas­sen die Auf­gaben der Distri­bu­to­ren schon lange nicht mehr nur die phy­si­sche Be­we­gung von Pro­duk­ten, sondern die Pla­nung, Steu­e­rung und Opti­mie­rung von Liefer­ket­ten welt­weit.

Dabei ist diese Aufgabe für die Distri­bu­tion in Europa be­son­ders heraus­for­dernd, da ein vom Markt­vo­lu­men her kleiner Markt mit vielen Varian­ten in verschie­de­nen Bran­chen auf einen Volu­men­markt trifft, der kom­plett dif­fe­renzie­rte An­for­de­rungen hin­sicht­lich Logis­tik, Ver­füg­bar­keit, Timing und Lebens­dauer hat. Hier als Mittler zwischen den Wel­ten beiden Seiten ge­recht zu werden ist He­raus­for­derung und Allein­stellungs­merk­mal glei­cher­ma­ßen.

Die Halbleiter­in­dus­trie trägt ent­schei­dend dazu bei, den techno­lo­gischen Fort­schritt voran­zu­bringen und agiert dabei in einem kom­plexen glo­balen Um­feld.
Ihre Be­deutung zeigt sich in den viel­fäl­tigen Heraus­for­derungen und Chan­cen, mit denen sie kon­fron­tiert ist, von geo­poli­ti­schen Verschie­bun­gen bis hin zu Nach­haltig­keits­prio­ri­täten.
Dieser Artikel unter­sucht die Kom­plexi­tät­en von Liefer­ket­ten und stellt die Wich­tig­keit von Trans­pa­renz und Kontrol­le in der Be­wäl­ti­gung von Un­sicher­hei­ten heraus. Zudem werden strate­gische An­sätze von Unter­neh­men dis­ku­tiert, wie die Diver­sif­izie­rung von Geschäfts­be­reichen und das wach­sen­de Gewicht von Umwelt-, Sozial- und Gover­nance- (ESG)-Prin­zi­pien.

Navigation durch geopolitische Hürden in der Halb­leiter-Liefer­kette

Der globale Halb­leiter­sek­tor, integraler Be­stand­teil des techno­lo­gi­schen Fort­schritt­es, agiert in einer kom­plexen und sich ständig wandeln­den geo­poli­ti­schen Land­schaft. Jüngste Interak­tio­nen zwischen den USA und China haben so­wohl Fein­heiten als auch Anfäl­lig­kei­ten der Halb­leiter-Liefer­kette zum Vor­schein gebracht. Trotz laufen­den Dia­logs herrscht nach wie vor eine ver­brei­tete Un­sicher­heit, wobei die USA einen be­deuten­den Einfluss auf die Halb­leiter­in­dustrie Chinas ausüben[1]. Dies hat Unterneh­men veran­lasst, den Ursprung jedes Bestand­teils in ihrer Stück­liste (BOM), die für Amerika bestimmt ist, genaues­tens zu über­prüfen. Diese Prüfung zeigte, dass jahre­lan­ges umfang­reiches Out­sour­cing, haupt­sächlich zur Kosten­sen­kung, die Trans­parenz in Bezug auf die Herkunft einzel­ner Kompo­nen­ten ver­rin­gert hatte.

Europa mit seiner zentralen Rolle im Halb­leiter­ausrüstungs­sekt­or beobachtet diese Ver­ände­rungen auf­merk­sam und hat die Not­wen­dig­keit einer Diver­si­fizie­rung der Liefer­kette in­mitten globa­ler Span­nun­gen erkannt. Diese Diver­si­fi­zie­rung gewinnt an Bedeu­tung, ins­be­son­dere, wenn man die geo­poli­ti­schen Un­sicher­hei­ten in den für die Roh­stoff­ver­sor­gung wichtigen Re­gio­nen, vor allem in Asien und Afrika, betrachtet.

Die proaktive Herangehens­wei­se der Halb­leiter­in­dus­trie an diese He­raus­for­de­rungen ist offen­sicht­lich. Die US-chinesische Tarif­si­tua­tion im Jahr 2018 war ein Wende­punkt, der Unter­neh­men veran­lasste, ihre Liefer­ketten­strate­gien zu über­denken. Die weitere Verschär­fung der Export­be­schrän­kungen für Halb­leiter­tech­no­logie nach China unter­streicht die Bedeutung der Kon­trolle über Tools zur Her­stel­lung von Chips sowie KI-bezo­gen­en Chips[2].

Darüber hinaus signa­li­sieren die breiteren Aus­wir­kungen dieser geo­politi­schen Dynamiken eine neue Phase im Kampf um die Vor­herr­schaft in der Halb­leiter­branche und betonen die strate­gische Be­deutung dieser Industrie in der global­en Geo­politik[3].

Angesichts dieser Entwicklungen sind Unter­neh­men dabei, die Planung der Geschäfts­kon­ti­nui­tät zu prio­ri­sieren, sie inves­tieren in strate­gi­sche Lager­puffer und verbes­sern die Trans­parenz in ihren Liefer­ketten. Solche Maß­nah­men zielen darauf ab, An­pas­sungs­fähig­keit und Wider­stands­fähig­keit in einer Branche zu gewähr­leis­ten, die nach wie vor an der Spitze glo­ba­len techni­schen Fort­schritts steht.

Klimaauswirkungen, ESG-Verpflich­tungen und der Halb­leiter­sektor

Während die Halbleiterindustrie weiter wächst, rückt ihr öko­logi­scher Fuß­ab­druck besonders in den Mittel­punkt von Dis­kus­sio­nen, ins­be­sond­ere in Bezug auf Treib­haus­gas­emis­sio­nen [4]. Unter­neh­men in der Branche suchen aktiv nach We­gen, ihre Emis­sio­nen zu bestim­men und zu erfas­sen, um nach­hal­ti­gere Rahmen­be­din­gungen zu schaffen.

Europa steht mit seinem Bekenntnis zum Umweltschutz im Mit­telpunkt dieser Dis­kus­sionen. Die Einhaltung von ESG-Prin­zi­pien auf dem Kon­ti­nent zeigt sich in Programmen wie dem European Green Deal, die auf nach­haltige Prak­tiken in verschie­denen Branchen ab­zielen. Darüber hinaus beobachten Inves­toren aufmerk­sam, wie die Branche mit Themen wie Klima­wandel, re­gula­tori­schen An­for­de­rungen und Inno­va­tionen in der Liefer­kette umgeht [5].

Technologische Fortschritte im Halbleiter­sek­tor spielen eine zentrale Rolle bei der Be­wälti­gung öko­lo­gischer Heraus­for­derungen. Von energie­effi­zien­ten Chips bis hin zu nach­hal­tigen Her­stellungs­pro­zes­sen setzt sich die Branche für Initia­ti­ven ein, die sich an den glo­balen ESG-Zie­len orien­tieren.

Allerdings ist es bei der Bewältigung dieser Herausforderungen wichtig, potenzielle Fall­stricke im Auge zu be­halten. Strategien wie der »China plus«-An­satz können, obwohl sie zur Diver­si­fi­zie­rung der Liefer­kette bei­tragen, Heraus­for­de­rungen bei der Errei­chung be­stimmter Umwelt­ziele mit sich bringen[6].

Die Früchte der Globalisierung ernten

Die Globalisierung hat der Halbleiter­in­dustrie erheb­lich genutzt. Durch die Verteilung hoher Fix­kosten über größere Produktions­vo­lumi­na erzielen Unter­neh­men Skalen­effekte, was Produkte erschwing­licher macht [7]. Diese Vernetzung beschleunigt auch die techno­lo­gische Über­nahme und gewähr­leistet, dass Inno­va­tio­nen global stan­dar­disiert werden [8]. Darüber hinaus zeigen Hubs wie Silicon Saxony die Macht der inter­na­tio­nalen Zusam­menarbeit [9]. Geopo­liti­sche Dy­na­miken haben auch zur »China plus«-Strate­gie geführt, die Ope­ra­tio­nen über China hinaus diver­si­fi­ziert, um auf­stre­ben­de Märkte zu er­schlie­ßen [10].

Die Chip-Gesetzgebung und die Gegen­maß­nah­men Europas

Die Halbleiterindustrie ist ein Eckpfeiler moderner techno­lo­gi­scher Fort­schritte und ihre strate­gische Be­deutung darf nicht unter­schätzt werden. Dies erkannt, führten die USA das CHIPS-Gesetz ein mit dem Ziel, ihre Halb­lei­ter­in­dus­trie neu zu beleben und so­wohl die wirt­schaft­liche als auch die na­tiovnale Sicher­heit zu stär­ken [11].

Diese Gesetzgebung war eine Reaktion auf Bedenken im Zu­sam­menhang mit den ab­neh­men­den in­län­dischen Halb­leiter­pro­duk­tions­ka­pa­zi­täten der USA und auf die Heraus­for­de­rung, in der globalen Halb­leiter­land­schaft einen Wett­be­werbs­vor­teil zu be­halten [12].

Angesichts dieser globalen Verschiebungen ist Europa nicht un­tä­tig geblieben. Die Europäische Union star­te­te die Initiative Digital Compass und setzte sich das ehr­gei­zige Ziel, bis 2030 20 % aller Halb­leiter welt­weit zu pro­du­zieren [13]. Dieser Schritt zeigt das Bekenntnis Europas, seine Position in der Halb­leiter­branche zu stärken und Ab­hän­gig­keiten zu re­duzieren.

Die Bedeutung von gemeinsamer Forschung und Ent­wick­lung er­ken­nend, hat Europa auß­erdem Part­ner­schaften mit anderen Regionen geför­dert. Ein be­mer­kens­wer­tes Beispiel ist die Zusam­men­arbeit mit Taiwan, einem Schwer­gewicht in der Halb­leiter­for­schung und -Ent­wick­lung [14]. Solche Allian­zen unter­streichen den pro­aktiven Ansatz Europas bei der Navi­gation durch die kom­plexen Dy­na­miken der Halb­lei­ter­­industrie.

Europa ist seit langem ein bedeutender Akteur in der glo­ba­len Halb­lei­ter­in­dustrie, mit einer reichen Geschichte von Inno­va­tio­nen und techno­lo­gischen Fort­schrit­ten. Seine strate­gische Lage, die Ost und West ver­bindet, posi­tio­niert es einzi­gartig in der glo­ba­len Liefer­kette und er­mög­licht sowohl Im­port- als auch Ex­port­vorteile.

Die digitale Strategie der Europäischen Union hat maßgeblich dazu bei­ge­tragen, die Richtung der Halb­leit­er­in­dus­trie in der Re­gion zu prägen [15]. Mit Fokus auf For­schung, Ent­wick­lung und Inno­va­tion konnte Europa auch an­ge­sichts zu­neh­mender Kon­kur­renz aus Asien und Nord­ame­rika einen Wett­be­werbs­vor­teil behaupten.

Allerdings sieht sich Europa wie jede Region ihren eigenen Heraus­for­de­rungen gegenüber. Die Not­wen­dig­keit kon­ti­nu­ier­licher Inno­vation, die Anpassung an sich schnell ändernde Tech­no­lo­gien und die Navi­gation durch geo­po­li­tische Span­nungen sind einige der Hürden, die die Region über­win­den muss. Aber mit seiner ro­busten Infra­struk­tur, gut aus­ge­bil­deten Fach­kräften und einer Geschichte der Wider­stands­fähig­keit ist Europa gut po­si­tio­niert, um diese Heraus­for­de­rungen zu be­wäl­tigen und ge­stärkt da­raus her­vor­zu­gehen.

Fazit

Die Halbleiterindustrie unterliegt erheblichen Trans­for­ma­tionen. Europa ist durch seine strate­gi­schen Ini­tia­tiven posi­tio­niert, einen erheb­li­chen Einfluss auf diese Branche zu haben. Heraus­for­de­rungen sind un­ver­meidlich, aber die strate­gische Planung Europas und das En­gage­ment für Inno­va­tion bilden eine Grund­lage zur Be­wäl­tigung dieser Herausf­or­de­rungen und zur Be­einf­lus­sung der zu­künf­ti­gen Aus­rich­tung der Branche.

Innerhalb des komplexen Rahmens der Halb­lei­ter­in­dustrie, be­ein­flusst von geo­po­li­tischen Faktoren, techno­lo­gischen Ent­wick­lungen und Umwelt­über­le­gungen, hat sich die Dis­tri­bu­tion schon längst zu einem strate­gi­schen Partner ent­wickelt, der den naht­lo­sen Über­gang von Halbleiterkomponenten von den Herstellern zu den Endverbrauchern erleichtert. Ihre Aufgaben gehen über den reinen Transport hinaus. Sie gewähr­leis­ten die Wah­rung der Pro­dukt­inte­grität und -qualität in der gesamten Liefer­kette. Darüber hinaus bieten Distri­butoren eine Reihe von Mehr­wert­diens­ten an, die Bestands­manage­ment, techni­sche Unter­stützung und maß­ge­schnei­derte Supply-Chain-Lösungen um­fas­sen. Diese Dienst­leis­tungen sind en­tschei­dend, um Her­steller und Ver­braucher bei der Navi­gation durch den viel­schich­ti­gen Halb­lei­ter­markt zu unt­er­stützen.

Als Distributor ist es Avnet gelungen dieses Know-how und Verständnis der Bran­chen­dy­namik konse­quent über die Jahre ein­zu­setzen. Mit der fort­schrei­ten­den Entwicklung der Branche darf die Bedeutung von An­pas­sungs­fähig­keit und Weit­sicht nicht unterschätzt werden. Avnets Ansatz ist es diesen Ve­rän­de­rungen offen zu be­geg­nen, um Lö­sungen aufz­u­zei­gen und Koo­pe­ra­tionen zu för­dern. Das Engage­ment des Unter­nehmens in der Unter­stützung seiner Partner und Kun­den stellt sicher, dass sie gut ge­rüs­tet sind, um die Kom­plexi­täten der Halb­lei­ter­land­schaft zu be­wäl­tigen.


[1]
Despite China-US Dialogues, Semiconductor Supply Chain Remains Uncertain
[2] Uncle Sam to tighten chip export chokehold on China... again

[3]
United States–China semiconductor standoff: A supply chain under stress

[4]
Environmental Sustainability – Semiconductor Industry Challenges

[5]
Six ESG and Climate Trends to Watch for 2023
[6]
ESG Mid-Year Review: Key Trends in 2023 Thus Far

[7]
11 Advantages & Disadvantages of Globalization in 2023
[8] GLOBAL SEMICONDUCTOR INDUSTRY ON TRACK FOR 2024 RECOVERY BUT NEAR-TERM HEADWINDS REMAIN, SEMI REPORTS
[9]
Global semiconductor market tilts against China as chip wars escalate
[10] How the Big Chip Makers Are Pushing Back on Biden’s China Agenda
[11] PASS THE CHIPS ACT OF 2022
[12] Semiconductors and the CHIPS Act: The Global Context
[13] EU aims to double chip manufacturing amid growing fears about ‘digital sovereignty’ und Europe’s Digital Decade: digital targets for 203
[14] 2023 EU-Taiwan Investment Partnership Forum on Semiconductor Clusters

[15]
Shaping Europe's digital future

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