20 Jahre FBDI Distribution
im Wandel der Zeit
»Transformation / Innovation«

20 Jahre FBDi – Distribution im Wandel: »Transformation / Innovation«

Connecting People: 20 Jahre FBDi

18. Oktober 2023

Von RoHS bis KI: Wie der FBDI und seine Mitglieder die Elek­tro­nik­dis­tri­bu­tion prägen.

»Von RoHS bis KI: Wie der FBDI und seine Mitglieder die Elektronikdistribution prägen«
Andreas Falke, Geschäftsführung FBDi e.V.

20 Jahre Verbandsarbeit in der Elek­tro­nik­dis­tri­bution stehen für 20 Jahre mit ein­schnei­denden Veränderungen bei den Distributoren, die Markt­teil­nehmer mit­ein­an­der verbinden, die he­te­ro­ge­ner kaum sein könnten.

Einerseits haben wir Hersteller, die kon­ti­nu­ier­lich neue Produkte entwickeln, und auf der anderen Seite haben wir In­dus­trie­kun­den, die eine lang­fris­ti­ge Liefer­kon­ti­nu­ität für ihre Bauteile benötigen und auf Frei­ga­ben und Zerti­fi­zie­rungen an­ge­wie­sen sind, etwa bei Aerospace&Defense oder in der Medi­zin­tech­nik.

Globaler Wandel in der Elek­tronik: Von Produk­tions­ver­schie­bungen bis geo­po­li­ti­schen He­raus­for­de­rungen

In der globalen Elektronikbranche gibt es zahlreiche Entwicklungen, darunter die welt­weite Verlagerung der Fertigung, die Tren­nung von Entwicklung und Pro­duk­tion, die Kon­zen­tra­tion von Pro­duk­tions­ka­pa­zit­äten in Foun­dries auf der anderen Seite der Welt, die Di­gi­ta­li­sierung. Dies führt zu immer kom­ple­xe­ren und an­spruchs­vol­leren Lie­fer­ketten, ver­stärkt durch die jüngsten geo­po­lit­ischen Span­nungen.

Die Einführung neuer Produkte (NPI) und die lang­fris­tig sichere Serienbelieferung bis hin zur Ab­wick­lung in der End-of-Life Phase erfordern perfektes Wissen um und Ver­ständ­nis für die Kunden­be­dürf­nis­se seitens der Distributoren, die opti­male Er­geb­nis­se für ihre Kunden jeder Struktur erzielen wollen, sei es ein Groß­kon­zern oder ein Start-up.

In einer globalen Lieferkette, die aufgrund ihrer Schwankungen immer höhere An­for­de­rungen an die Logistikleistung in einem zu­neh­mend he­raus­for­dern­den Umfeld stellt, in dem auch Europa nicht mehr im Zentrum steht, ist diese Aufgabe wahrlich keine für jedermann.

Von Spezialisierung bis Regulierung: Die Dynamik der globalen Distribution

Dieses Leben zwischen »Hammer und Am­boss« formt Fachleute, die sich in viel­fäl­tigen Bereichen auskennen, darunter Volumen-Distribution, Online-Vertrieb und Service­an­bieter, die jeweils ihre eigenen Ge­schäfts­mo­delle entwickelt haben. Ob­wohl sie sich alle unter dem Begriff »Dis­tri­bu­tion« vereinen, sind sie doch eigen­ständig und diffe­ren­ziert.

Die weitere Spezialisierung in der Distri­bu­tion wie die Auswahl der angebotenen Pro­duktl­inien, die Kundenstruktur, der Markt­zu­gang und die globale oder regionale Aus­rich­tung, führt durch die Di­gi­ta­li­sierung zu neuen und schnelleren Vertriebs­kon­zepten wie Markt­plätzen und Brokern, erhöht je­doch den Kosten­druck.

Die Umweltanforderungen führen zu einer ver­stärk­ten Regulierung in der EU und an­de­ren Teilen der Welt, insbesondere für »Im­por­teure« und »Erst­in­ver­kehr­bringer« von Waren aus Drittländern. Distributoren müs­sen nun hohe ad­minis­tra­tive und kom­mu­ni­kative Anforderungen erfüllen und tragen auch juris­tische Ver­ant­wor­tung.

Dieser zusätzliche Aufwand und die damit ver­bun­de­nen Risiken belasten nicht nur die Rentabilität der Distribution, sondern kön­nen auch zu kritischen Situationen in der Liefer­kette führen.

Der FBDI weist eine vielfältige Mit­glie­der­struk­tur auf und erfüllt die Aufgabe, die bereits erwähnten Un­wäg­barkeiten zu überbrücken. Es versteht sich von selbst, dass dies eine anspruchsvolle Aufgabe ist.

Unsere Mission ist es, diejenigen zu ver­bin­den, die andere verbinden. Als Dienst­leis­ter der Dienst­leister legen wir be­son­de­ren Wert auf zwei Schlüs­sel­eigen­schaften: Zuhören und Verstehen.

Die Verbindung innerhalb des Verbandes wird unterschiedlich bewertet, jedoch ver­einen uns die Themen Regulatorik und Marktentwicklung sowie das gemeinsame Interesse und die Bereitschaft, über die Grenzen Europas hi­naus­zu­denken.

In der Perspektive des FBDi ist es von ent­schei­den­der Bedeutung, die Mög­lich­kei­ten der digitalen Transformation für unseren Service voll aus­zu­schöpfen. Dies schließt auch die Inten­si­vierung unserer Kom­mu­nikation mit den Mit­glie­dern ein. Wir haben für unsere Competence-Teams fach­spe­zi­fi­sche Web-Konferenzen eta­bliert, um unsere Mitglieder optimal zu unterstützen.

Entscheidend für die Taktung dieser Kon­fe­ren­zen ist die Schlag­zahl der re­gu­la­to­ri­schen Maßnahmen. Auch führt die Mög­lich­keit, sich kurzfristig zu ak­tu­ellen Themen zu­sam­men­zu­finden, zu einem deut­lich agileren Ver­bands­leben.

Unser Mandat liegt nicht primär in der Lob­by­ar­beit, sondern in der Unterstützung bei der Po­si­tio­nie­rung der Distribution und der erfolgreichen Um­set­zung relevanter Re­gu­la­rien. Hier setzen wir auf eine proaktive He­ran­ge­hens­wei­se, um die Interessen unserer Mitglieder best­möglich zu vertreten. Wir müssen uns kon­ti­nu­ier­lich fragen, welche re­gu­la­to­rischen Ver­än­de­rungen auf uns zu­kom­men, wie wir damit umgehen und un­sere Vor­schlä­ge effektiv kom­mu­ni­zieren können.

Vor 20 Jahren war die Regulierung haupt­säch­lich auf nationaler Ebene an­ge­siedelt. Die EU-Verord­nung RoHS, die in 2003 (2002 / 95 / EG) in Kraft trat und die Ver­wen­dung von Blei in Löt­mit­teln ein­schränkte, war ge­rade erst ein­ge­führt worden. Erst 2007 kam die REACH-Ver­ord­nung hinzu, ge­folgt von der CLP-Ver­ord­nung in 2008 und der POP-Ver­ord­nung in 2019.

Heutzutage hat die Re­gu­lie­rung eine im­mer höhere Schlag­zahl erreicht. Die Euro­pä­ische Chemi­kalien­agentur (ECHA) schlägt jähr­lich neue Chemi­ka­lien für die Ver­bots­liste vor, und spe­ziel­le Re­ge­lungen für ver­schie­dene Bran­chen und Märkte müss­en be­achtet werden.

Erschwerend wirken nationale Unter­schie­de in der Um­setzung von EU-Richtl­inien (z.B. die Ver­pac­kungs­kenn­zeich­nung und -Ent­sor­gung) neben der stär­ke­ren Har­mo­ni­sie­rung der Euro­pä­ischen Markt­über­wachung. Pro­dukt­grup­pen­be­zo­gene Vor­schriften (Bat­te­rie­ver­ord­nung, Funk­richt­linie etc.) und der Euro­päi­sche Green Deal mit den Vor­ga­ben zu Kreis­lauf­wirt­schaft und Recyc­ling, das Liefer­ketten­sorg­falts­pflich­ten­gesetz und neue He­raus­for­de­rungen wie Carbon Foot­print und CO2-Ab­gabe runden den weiten Be­reich der ge­nerel­len Re­gu­la­torik ab.

Um dem Wissensbedarf gerecht zu werden, wurden We­bi­nare mit Fach­exper­ten etab­liert, die über ver­schie­dene Re­gularien Vor­träge halten. Das Com­pe­tence Team be­han­delt mo­nat­lich Themen hin­sicht­lich Subs­tanz­re­gu­lie­rungen, Markt­über­wachung und Kreis­lauf­wirt­schaft.

Es finden quartalsweise Treffen zur Qua­li­täts­si­che­rung und Logis­tik statt, die auch kurz­fristig ein­be­rufen werden können, um Sank­tio­nen und Stö­run­gen in der Liefer­kette zu be­sprechen. Dieser Ansatz er­mög­licht es, besser auf die sich ständig än­dern­de Re­gu­lie­rungs­um­gebung zu rea­gieren und die Supply Chain ef­fizient zu ge­stalten.

In Zukunft wird sicher künstliche Intel­li­genz (KI) auch im Verbands­wesen noch stärker ein­ge­setzt, als Such­ma­schine aber auch als Stich­wort­geber. Dies wird dazu bei­tra­gen, Infor­ma­tio­nen effi­zienter zu finden und noch enger am Puls der Zeit zu unter­stützen.

Perspektivisch bleibt es die größte He­raus­for­derung, als Binde­glied zwischen Zeiten­wende und unter­schied­lichen Ge­schwin­dig­keiten in Re­gu­la­torik, Industrie und Kom­po­nen­ten­welt auf einem glo­balen Planeten, der lang­sam wohl doch wieder grö­ßere Ent­fer­nungen zwischen den Blöcken be­kommt, nicht zer­ris­sen zu werden. Das gilt für die Distri­butoren in be­son­de­rem Maße und für den Ve­rband der Distri­bu­toren dann auch.

[1] RoHS
[2] POP
[3] CLP

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